1. Mai 2024

Liebe Arbeiter*innen, Arbeitslose, Illegalisierte, Pensionierte, Schüler*innen und Studierende, liebe Kämpfende

Der 1. Mai ist unser Kampftag und wir rufen dazu auf, uns die Strassen zu nehmen! In Zeiten von Klimakrise, nationalistischem Kriegstaumel, steigenden Femizidraten, zunehmenden Lebenskosten und sinkenden Reallöhnen müssen wir unsere Wut auf das Bestehende und unseren Wunsch nach Veränderung gemeinsam auf die Strasse tragen!

DIE ERZÄHLUNGEN

Seit Jahren erzählt man uns von einem übergreifenden «Wir», einer unbestimmten Solidarität, einem Staat, der uns schützt. Doch diese Erzählung dient in erster Linie einer Verschleierung der Ungerechtigkeiten dieses Systems.

Chef*innen und Arbeiter*innen sind nicht gleich, solange sie nicht gleich verdienen und nicht gleich mitbestimmen. Pflegeangestellte und Pharmakonzerne sitzen nicht im selben Boot, solange die einen Milliarden erwirtschaften, während die anderen mit Applaus abgespeist werden. Solidarität bedeutet nicht, die Armeeaufgaben wegen des Krieges Russlands gegen die Ukraine zu erhöhen und gleichzeitig türkische Giftangriffe auf kurdische Gebiete schweigend hinzunehmen. Solidarität bedeutet nicht, zehntausende Tote in Gaza in Kauf zu nehmen. Ein sozialer Staat schnürt keine Milliardenpakete für die UBS, während er kaum Geld für den Klimaschutz aufwendet und die Krankenkassenprämien erhöht.

In dieser Gesellschaft gibt es kein übergreifendes «Wir», keine unbestimmte Solidarität, kein Staat, der uns schützt. In dieser Gesellschaft gibt es Wenige, die von Klimakrise, Rassismus, Krieg und Tod profitieren und es gibt Viele, die unter dieser Profitgier leiden. Es gibt einen Staat, der die Ordnung der Kapitalismus sichert und diejenigen, welche diese Ordnung zerschlagen. Das einzige «Wir», dass es gibt, ist dasjenige der Klasse, die einzige Solidarität, für die es sich zu kämpfen lohnt, ist diejenige unter den 99%.

DER AUSWEG

Die Rezepte, still zu bleiben und alle regelmässig zu den Wahlen und Abstimmungen gehen, bringen uns nicht genug weit, nicht entscheidend weiter. Es gilt, das zu tun, was die Reichen und Mächtigen durch ihre Erzählungen verhindern wollen: Die Solidarität als unsere Stärke zu begreifen, unsere Masse als Macht zu organisieren und es gilt vor allem zu kämpfen.

Der 1. Mai blickt auf eine stolze Geschichte zurück. Es ist unsere Geschichte, unsere langwierige Kampf-, Leidens-, aber auch Erfolgsgeschichte. Wir, die Ausgebeuteten und Unterdrückten, haben im Laufe unserer Geschichte nie aufgehört, unseren Ausbeutern die Stirn zu bieten. Noch diktieren sie durch Waffen, Knäste, Grenzen und Papiere die bestehende Ordnung. Doch wir haben die Mittel, die Ordnung über den Haufen zu werfen! Wir verrichten die Arbeit, die dieses System am Laufen hält. Wir schaffen ihren Reichtum. Wir haben es in der Hand, ihrem menschenverachtenden System den Hahn abzudrehen!

Jeder einzelne soziale Fortschritt, den die Herrschenden heute gerne für sich beanspruchen, wurde von unseren Vorgänger*innen in oft brutalen Klassenkämpfen erstritten. Von der Abschaffung der Sklaverei, über die 40-Stunden-Woche, das Verbot von Kinderarbeit und die Aufweichung der Kriegsdienstpflicht, bis zu den Rechten von Frauen und queeren Personen und einem Ende der offenen Kolonialpolitik Europas. Wenn es nach den Herrschenden ginge, hätten wir nichts davon.

Und auch in den aktuellen Kämpfen gegen geschlechtliche und sexuelle Diskriminierung, gegen die Klimakatastrophe und die Ausbeutung des globalen Südens zeigt sich, dass Kämpfen der einzige Ausweg ist: Die Jugend, Indigene und FTIQ (Frauen, trans, inter und genderqueere Menschen) gehen hierbei mit grossen Schritten voran. FTIQ lehnen sich im Iran unter Einsatz ihres Lebens gemeinsam mit vielen anderen gegen das Mullah Regime auf. Junge Palästinenser*innen leisten seit Jahrzehnten militanten Widerstand gegen die israelische Apartheid und seit mehr als einem Jahrzehnt kämpfen Menschen der Wet’suwet’en Nation in Kanada gegen die Coastal-GasLink-Pipeline.

DIE ZUKUNFT

Wenn wir am internationalen Kampftag der Arbeiter*innenklasse auf die Strasse gehen, dann tun wir dies Schulter an Schulter mit unseren Genoss*innen in aller Welt. In Erinnerung an alle Kämpfe, die notwendig waren, um hierher zu gelangen. Und im Bewusstsein, dass die Kämpfe hier in der Schweiz, hier in Zürich verbunden gehören mit all jenen auf der ganzen Welt.

Dieser Tag ist keiner des Festes, eine 1. Mai-Demo kein fröhlicher Umzug durch das Herzen des Kapitalismus. Der 1. Mai bedeutet kein Akzeptieren der Gentrifizierung, kein Akzeptieren von Krieg, kein Akzeptieren der klimazerstörenden Investitionen von Glencore oder UBS, kein Akzeptieren der rassistischen Polizei. Der 1. Mai bedeutet, dass wir unsere Vorstellungen der besseren Welt in einer konsequenten Ablehnung des Bestehenden formulieren. Er bedeutet, dass wir die Exponenten des Kapitals hier im Herzen des Kapitalismus angreifen, dass wir uns mit Palästina und Kurdistan nicht bei Bier und Wurst solidarisieren, sondern im konkreten Kampf auf der Strasse. Ein revolutionärer 1. Mai bedeutet, die  Hoffnung auf eine bessere Welt Schulter an Schulter fassbar zu machen.

Liebe Kämpfende, lasst uns am 1. Mai die Botschaft des gemeinsamen Kampfes gegen Krieg, Unterdrückung und Ausbeutung auf die Strassen tragen!

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