Gegen das Primat des Profits: Eingriff in die kapitalistische Maschinerie 

Der Kapitalismus ist eine gigantische Maschinerie, angetrieben vom Profit, dem Zwang aus Geld immer mehr Geld zu machen. Er hat zwar einige Länder in unseren Breitengraden scheinbar wohnlich gemacht – auf Kosten grosser Teile der Welt und beachtlicher Teile der hiesigen Lohnabhängigen – nun droht er den Planeten aber zugrunde zu richten. Denn die Maschinerie hat kein Bremspedal, sie wälzt sich durch die Welt nach eigenem Zweck und in eigener Bahn, auch wenn in den konkurrierenden Führerbunkern der Nationen eilig Notfallpläne geschnürt werden: Meist, um die eigene Nationalökonomie halbwegs schadlos durch den Sturm zu bringen. Die Schweiz war dabei besonders geschickt, ihr Geschäftsmodell gründet auf unzähligen Schweinereien.

Ist schon der Normalmodus des Kapitalismus für viele eine fortwährende Katastrophe, gerät die Wirtschaft auch noch alle paar Jahre in eine Krise, was einen Teil der Mainstream-ÖkonomInnen jedes Mal aufs Neue in Erstaunen versetzt. Nach dem Schock von 1929 und dem folgenden Weltkrieg glaubte sie in der Ausnahmephase nach 1945, die alten Katastrophen seien überwunden. In der Stagnation nach 1973 wurde sie eines Besseren belehrt, 2008 knallte es dann weltweit: Der grosse Einbruch in der Finanzkrise wurde aber durch die Zentralbanken gemindert, die mit gigantischen Summen die Märkte füllten – mit der Folge, dass die Schulden weltweit anschwollen und unrentable Firmen überleben. In der Pandemie wurde dasselbe Programm nochmals abgespult, nun allerdings auf Steroiden.

Zur „gewaltsamen Ausgleichung aller Widersprüche der bürgerlichen Ökonomie“ (Marx) wäre aber die Vernichtung aufgeblähter Kapitalwerte, gigantische Vermögensverluste, der Konkurs wichtiger Banken, der Bankrott riesiger Unternehmen sowie ein Sinken des allgemeinen Lohnniveaus notwendig. Das liegt in der Konstruktion des Kapitals selbst, das von der Ausbeutung menschlicher Arbeitskraft und der Umwelt lebt, diese aber zugleich aus dem Produktionsprozess verdrängt. Ob das nun nach der akuten Phase der Corona-Pandemie und den Massnahmen ansteht oder ob die Zentralbanken weiter versuchen, die Krise zumindest auf der Finanzmarkt-Ebene weiter hinauszuzögern wird sich zeigen.

Die mit einem Kriseneinbruch verbundenen sozialen Brüche wären voraussichtlich von unglaublich gross. Die Krise von 2008 und deren politisches Management führten nicht nur zur erzwungenen Verarmungsspirale des europäischen Südens und 2014 zur ersten militärischen Eskalation in der Ukraine, sondern verhalfen auch Populisten wie Donald Trump zum Aufstieg. Damals war nicht nur die Situation stabiler, sondern auch die Schuldentürme kleiner und die Schäden in der sogenannten Realökonomie weniger gross. Die Zeichen stehen auf Sturm.

Nach den Spannungen zwischen den USA und China drohen nun mit dem Krieg in der Ukraine die geopolitischen Grundlagen des Weltmarktes wegzubröckeln. Zugleich ist die Pandemie längst nicht überwunden, die Lieferketten stocken weiterhin und im Hintergrund brodelt die Katastrophe überhaupt: Die Klimaerwärmung. Es stand seit dem 2. Weltkrieg selten so schlecht um die Welt. Man mag einiges der Natur anlasten oder irgendwelchen irren PolitikerInnen, klar ist aber: Der Kapitalismus ist nicht nur der Nährboden, auf dem die Krise entsteht, er ist auch die Maschinerie, die verhindert, dass wirkungsvolle Mittel dagegen ergriffen werden. Solange der Profit über allem steht, wird die Krise kaum aufzuhalten sein. Die Zeit zum Handeln ist jetzt.

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